Eine Anal- oder Perianalfistel ist ein Verbindungsgang vom Enddarm zur Hautoberfläche und verläuft in der Regel durch den Schliessmuskel. Sie kann sich aber auch wie ein Fuchsbau verzweigen und mehrere Ausgänge bilden. In den meisten Fällen tritt sie nach einem akuten Analabszess auf, der durch eine Entzündung bestimmter Drüsen im Enddarm oder eine chronisch entzündliche Darmerkrankung verursacht wurde.
Sie macht sich durch schleimige Absonderungen, Gefühl der Unsauberkeit, diffuse schmerzhafte Beschwerden im Beckenbereich mit Druckgefühl, Schwellungen unter der Haut und Blutspuren in der Unterwäsche und auf dem Toilettenpapier bemerkbar. Von aussen sind häufig nur kleine Öffnungen in der Haut zu sehen.
Sie kann durch konservative Massnahmen nicht ausgeheilt werden. Die sorgfältige Anamnese, die gezielte Austastung mit dem Finger und die schmerzlose Spiegelung des Enddarms sind mit Abstand die aussagekräftigsten Instrumente der Diagnostik. Bei Rezidivfisteln oder dem Verdacht auf eine Fuchsbaufistel wird ein MRT (Kernspin) veranlasst um den Fistelverlauf mit Nebengängen exakt zu erfassen. Bei Notwendigkeit wird eine Koloskopie (Spiegelung des gesamten Dickdarmes) durch den Hausarzt organisiert und ambulant durch den Gastroenterologen durchgeführt. Die Therapie der perianalen Fistel
wurde in den letzten 15 Jahren durch moderne Behandlungsstrategien revolutioniert. Minimal invasive Verfahren ermöglichen in der Regel ein ambulantes, gewebeschonendes, kaum schmerzhaftes Entfernen des Fistelganges und Verschluss mit Laser (FILAC). Der Schliessmuskel ist nicht mehr gefährdet. Das klassische Resektionsverfahren mit stationärem Aufenthalt hat angesichts neuer schonender Behandlungsmethoden an Bedeutung verloren aber in gewissen Fällen durchaus seine Berechtigung behalten. Die Behandlung gehört in erfahrene Hände.
Dr. med. Stephan Engert Facharzt FMH für Chirurgie, speziell Viszeralchirurgie und Proktologie