Ein Stoma oder Anus praeter ist eine dem natürlichen Ausgang vorgelagerte Ausleitung von Stuhl oder Urin. Die trockene und geruchsfreie Versorgung des Stomas stellt das Team, bestehend aus Patient, Angehörigen, Stomatherapeut/-in und Chirurg vor eine anspruchsvolle Aufgabe. Idealerweise klebt die Grundplatte im Sitzen, Liegen und bei Bewegung faltenfrei auf der Haut und schmiegt sich der zu versorgenden Öffnung wasser- und gasdicht an. Sie muss nur alle 2 bis 3 Tage gewechselt werden. Hautfalten, kräftige Bauchdecken, Veränderungen des Körpergewichtes, Einsinken des Darmes in die Bauchdecken und parastomale Hernien können dazu führen, dass Sekret unter die Halteplatte gelangt und diese sich von der Haut abhebt. Das „Stoma“ wird undicht. Häufiger, lästiger kostspieliger Wechsel der Hautplatte, Abszesse, schmerzhafte Entzündungen der Haut und narbige Verengungen des Darmes mit Schwierigkeiten den Stuhlgang zu entleeren sind die Folge. Die Lebensqualität ist wesentlich beeinträchtigt. Durch Beratung, Schulung und Optimierung der Versorgung durch Produktanpassung kann der erfahrene Stomatherapeut/-in viele Probleme lösen oder lindern. Gelingt dies nicht, genügt oftmals ein begrenzter chirurgischer Eingriff ohne Eröffnung des Bauchraumes. So können parastomale Hernien und Verengungen der Stomaöffnung in einem kurzstationären Aufenthalt von 1-2 Tagen schmerz- und risikoarm korrigiert werden. In komplizierteren Fällen ist die Neuanlage oder auch Rückverlagerung des Stomas notwendig. Grunderkrankung, Belastbarkeit und Lebensumstände müssen bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.
Irrigation Unter Irrigation versteht man eine Spülung des Dickdarmes durch ein endständiges Kolostoma. Sie gibt dem Stomaträger/-in bei entsprechender Eignung die zeitliche Kontrolle über seinen Stuhlgang zurück und reduziert die herkömmliche Stomaversorgung auf ein Minimum. Für geeignete Patienten bringt die Irrigation einen wesentlichen Zugewinn an Unabhängigkeit, Lebensqualität und Bewegungsfreiheit. Die Entscheidung, ob ein Stoma zur Irrigation geeignet ist, trifft der Chirurg. Die Anleitung zur Irrigation erfolgt durch den Stomatherapeuten/-in. Neben meiner Tätigkeit am Klinikum Ingolstadt führte ich fünf Jahre lang eine Praxis für Stomatherapie, erektile Dysfunktion und Inkontinenz.
Dr. med. Stephan Engert Facharzt FMH für Chirurgie, speziell Viszeralchirurgie und Proktologie